manchmal habe ich einfach "zuviel" zeit für meine gedanken oder meine gedanken "zuviel" zeit für mich..
warum geht es mir (verhältnismäßig) gut, obwohl der mann, den ich liebe, nicht sein leben mit mir verbringen wird?
die letzten monate waren geprägt von einsamkeit, verzweiflung und immer wieder enttäuschten hoffnungen. hört sich jetzt nicht nach liebe an.. ist es aber! denn ebenso waren die letzten monate geprägt von vertrauen, geborgenheit und glück.
liebe ist nicht immer nur rosarot. liebe ist auch tiefschwarz. das eine kann nicht ohne das andere existieren. wie hell und dunkel. wie tag und nacht. alles hat zwei seiten.
nicht die erkenntnis dessen lässt mich aufrecht stehen. nicht das verdrängen lässt mich positiv dem leben entgegen treten. nein, es ist das glück, diese zeit erlebt zu haben. sowohl die positiven momente wie auch die negativen. es hat mir wieder gezeigt, dass es sich lohnt für das einzustehen, woran das herz hängt.
Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung
in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne
nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk
in sich.
- Dietrich Bonhoeffer -
warum aber nun nicht an der trauer verzweifeln?
so banal es sich anhören mag, aber ich habe bekommen, was ich die ganze zeit erbeten habe: eine entscheidung.
natürlich ist sie nicht so ausgefallen, wie ich es mir erhofft habe. aber sie ist da und ich akzeptiere sie.
wie kann ich das so einfach tun?
nun einfach gewiss nicht. denn immerhin verliere ich damit den mann mit dem ich mein leben verbringen möchte. und wäre es einfach, wäre sowohl die schöne zeit, wie auch die schwere zeit nur eine farce gewesen. dies war es gewiss nicht. aber die entscheidung zeigt mir für mich, dass ich aufhören kann zu kämpfen. nicht weil ich des kämpfens müde geworden bin, nicht, weil ich aufgegeben habe, sondern weil es nicht an mir ist zu kämpfen. ich hätte auf händen rückwärts laufen können, ohne netz über die niagaras balancieren, es hätte alles nichts gebracht. denn es war von anfang an nicht mein kampf.
es war der kampf des mannes, den ich liebe. sein kampf gegen sich selbst. sein schwerster und vielleicht sein einzig wirklicher. aber eben nicht meiner.
ich glaube auch nicht, dass er ihn schon gänzlich aufgegeben hat. ich glaube, nein, ich weiß, dafür ist ihm "meine" welt zu wichtig geworden. aber wenn er diesen kampf am ende doch gewinnen will, dann nur ohne mein zutun. er weiß, dass ich ihn liebe. er weiß, was ich für ihn bin. er weiß, dass die türe offen steht. er weiß, ich habe nicht aufgegeben. und eben so wie er es schon seit langem wusste, weiß ich nun (endlich) auch, es war nie mein kampf.
das wissen und vor allem das akzeptieren dieses wissens, das ist der grund warum es mir (verhältnismäßig) gut geht.
Dieses verrückte Kind, das losrennt,
das Leben zu umarmen, das hinfällt, aufsteht
und weiterläuft, mit zerschlagenen Knien.
Dies verrückte Kind, das Hoffnung heißt,
an Liebe glaubt.
- Anne Steinwart -